Zulassungen von Steckerfahrzeugen: eine Zwischenbilanz

Interview mit Christoph Schreyer, Leiter Sektion Energieeffizienter Verkehr, BFE

Die Zulassungszahlen steigen erfreulich an – wenn der Trend anhält, wird das Ziel der 50% bis 2025 erreicht. Alles bestens also?

Tatsächlich sind zurzeit die Zuwachsraten erfreulich hoch. Allerdings war das Vorjahr 2022 wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine durch Lieferschwierigkeiten bei Bauteilen und Neuwagen geprägt. Insgesamt wird die Zunahme an Steckerfahrzeugen gegenüber dem Vorjahr nicht mehr so stark sein In den letzten 3 Monaten stiegen die Neuzulassungsanteile der Steckerfahrzeuge wieder beträchtlich und liegen im Bereich von 30-32%. Über das ganze Jahr betrachtet dürfte der Anteil Steckerfahrzeuge bei etwas unter 30 % liegen, das wären dann knapp 4 Prozentpunkte mehr als 2022. Um das Ziel der Roadmap zu erreichen, braucht es aber in den nächsten beiden Jahren nochmals ein kräftiges Wachstum.

Die Elektromobilität ist nach wie vor kein Massenphänomen. Was braucht es, damit sich Herr Müller und Frau Meier beim nächsten Autokauf für einen Elektroantrieb entscheiden?

Steckerfahrzeuge machen aktuell erst einen kleinen Anteil an der gesamten Personenwagenflotte aus. Aber diese Situation ist ja zu Beginn bei allen technologischen Innovationen so. Wie eine aktuelle Befragung des Versicherers AXA Winterthur zur Mobilität («Mobilitätstacho 2023») zeigt, können sich bereits 56 % der Befragten die Anschaffung eines Elektroautos vorstellen. Um diese künftige Nachfrage abzudecken, muss der Markt aber auch die richtigen Fahrzeuge bereitstellen, gerade auch in der günstigeren Kleinwagen- und Kompaktklasse. Daneben zeigte die Umfrage auch, dass nach wie vor Vorbehalte bezüglich Herstellung und Entsorgung der Batterien von Elektroautos bestehen. Dies wurde in der Umfrage häufig als Grund genannt, warum man derzeit kein Elektrofahrzeug anschaffen möchte.


Welche Entwicklungen lassen sich auf dem Markt beobachten? Richtet es der Markt selbst, oder bräuchte es gezielte Anreize?

Bereits seit einiger Zeit zeigt sich ein verschärfter Preiswettbewerb, auch bei E-Fahrzeugen. Lanciert wurde er nicht zuletzt durch Tesla mit mehreren deutlichen Preisnachlässen auf die populären Modelle 3 und Y. Viele Hersteller ziehen hier nach, es gibt wieder mehr Sonder- und Rabattaktionen. Zudem kommen laufend neue Modelle auf den Markt. Fahrzeugseitig richtet es hier der Markt, notabene – mit Ausnahme der derzeit noch bestehenden Automobilsteuerbefreiung – ohne staatliche Prämien in der Schweiz.
Kritischer sieht es bei der Ladeinfrastruktur aus. Über 60% der Bevölkerung lebt in einem Mietverhältnis, weitere 12% im Stockwerkeigentum. Viele von ihnen haben keinen Zugang zu einer Lademöglichkeit zuhause, und der Ausbau harzt. Wir erhalten immer wieder Hinweise aus der Bevölkerung, dass die Gebäudeverwaltung oder Miteigentümer es ablehnen, in Ladeinfrastruktur zu investieren. Der Bundesrat hat daher im CO2-Gesetz ein Förderprogramm für Ladeinfrastruktur in Mehrparteiengebäuden vorgeschlagen; das Geschäft ist gerade im Ständerat. Immerhin wird bereits in 11 Kantonen Ladeinfrastruktur in Mehrparteiengebäuden gefördert. Praktische Hinweise zur Errichtung Lademöglichkeiten in Mietobjekten und Liegenschaften im Stockwerkeigentum finden sich übrigens auch in den beiden Leitfäden, die im Rahmen der Roadmap dank der Zusammenarbeit verschiedenster Akteure entstanden sind.

Wie steht die Schweiz im internationalen Vergleich da? Sind wir Vorläufer, Nachzügler oder mitten drin?

Ich würde sagen, wir sind im vorderen Mittelfeld. Klarer Leader ist Norwegen, wo in den ersten acht Monaten 2023 9 von 10 Neuwagen elektrisch waren (der grösste Teil davon batterieelektrisch). Deutlich vor der Schweiz liegt eine erste Verfolgergruppe mit nordischen Staaten wie Schweden, Finnland, Island und Dänemark zusammen mit den Niederlanden mit Steckeranteilen von über 40 bis knapp 60%. Die Schweiz ist in der zweiten Verfolgergruppe, hinter Belgien, Luxemburg, Portugal und Malta. Der Anteil der Neuzulassungen in der Schweiz ist aber immer noch deutlich höher als im europäischen Durchschnitt und höher als in all unseren direkten Nachbarländern. Das ist aber kein Grund, sich auf dem jetzigen Platz auszuruhen. Der Umstieg auf Elektroautos ist ein wichtiger Hebel zur dringend notwendigen CO2-Reduktion im Verkehr.

Steckerfahrzeuge

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