So übertitelte die Tagessschau SRF ihren Sendehinweis im Internet zum Bericht über die Zukunft der Ladeinfrastruktur. Anlass war die Medienkonferenz, zu der das Bundesamt für Energie im Rahmen der 11. Plattformveranstaltung der Roadmap Elektromobilität 2025 eingeladen hatte.
«Mehr Elektroautos bedeutet auch mehr Strom und mehr Ladestationen: Bis im Jahr 2035 braucht es bis zu 84'000 öffentlich zugängliche Ladestationen – zurzeit sind es etwa 10'000. Der Bund zeigt sich jedoch zuversichtlich», so der Sendehinweis der Tagesschau von SRF zur soeben erschienenen Studie «Verständnis Ladeinfrastruktur 2050».
Die Sendung Rendez-vous von Radio SRF legte den Fokus in ihrer Berichterstattung auf die Hemmnisse bei der Realisierung von Heimladestationen respektive ob und wie der neue Leitfaden für Mehrparteiengebäude hier Abhilfe schaffen kann. Kürzere Medienberichte gab es im Westschweizer Radio RTS sowie in 20minutes.
Auch wenn die Printmedien nicht an der Medienkonferenz anwesend waren, hat das Thema dank TV und Radio und Online-Berichterstattung von SRF, RTS und 20minutes sowie über die sozialen Medien ein breites Publikum erreicht.
Wie lädt die Schweiz in Zukunft? Welchen Mix von Ladeoptionen braucht es? Und wie muss sich die Ladeinfrastruktur für Personenwagen entwickeln? Die soeben publizierte Studie des BFE gibt Auskunft.
Bis anhin fehlte ein breit getragenes Verständnis zur zukünftigen Entwicklung der Ladeinfrastruktur. Das Bundesamt für Energie hat deshalb die Firma EBP mit einer Studie beauftragt. An den Arbeiten beteiligten sich die wichtigsten Akteursgruppen aus dem Bereich Ladeinfrastruktur: 81 Personen aus 51 verschiedenen Organisationen waren in die Erarbeitung involviert. Ein strategischer Beirat mit 18 Vertreterinnen und Vertretern der national relevanten Verbände begleitete das Projekt.
Gemäss der Studie werden nahezu alle Segmente aller Fahrzeugkategorien bis 2050 auf den rein batterie-elektrischen Antrieb umgestellt. Sie schätzt, dass ab 2035 über 2.8 Millionen Steckerfahrzeuge auf den Schweizer Strassen unterwegs sein werden. Die Entwicklung bewegt sich in einer gewissen Bandbreite, die durch drei Zukunftsszenarien, sogenannte «Ladewelten», charakterisiert wird.
Die Hauptbotschaft der Studie ist klar: Alle sind aufgefordert, jetzt zu handeln. Dabei stellt sie keinen Masterplan dar, der präzise vorgibt, wo welche Ladeinfrastruktur zu erstellen ist und nach dem alle handeln müssen. Sie soll vielmehr Planungswerkzeug sein und den Dialog zwischen den Akteuren auf eine gemeinsame Basis stellen.
Das Laden zu Hause spielt eine zentrale Rolle bei der Einführung der Elektromobilität. Der soeben veröffentlichte Praxisleitfaden für den einfachen und fairen Aufbau von Ladeinfrastruktur in Mietobjekten bietet dafür eine Hilfestellung.
Unter der Koordination von Swiss eMobility und der Schirmherrschaft des BFE haben die Hauptakteure der Immobilienbranche (Eigentümerinnen und Mieter), der Mobilitätsbranche und der Energiebranche über ein Jahr lang intensiv zusammengearbeitet, um die wichtigsten Herausforderungen beim Aufbau der Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern zu identifizieren und praktische Hilfestellungen anzubieten.
Dieses Dokument soll zu einer Referenz für Immobilieneigentümer und -eigentümerinnen sowie für Immobilienverwaltungen werden, aber auch alle anderen Branchen ansprechen, die von der Einführung der Elektromobilität betroffen sind. Der Leitfaden beschreibt anschaulich die Schritte zur Installation einer Ladeinfrastruktur, die für die Eigentümerschaft vertretbar und an die Bedürfnisse der Mieterinnen und Mieter angepasst ist: Anzahl der Ladestationen, mögliche Lösungen für ihren Betrieb, Überwälzung der Kosten usw. Ausserdem enthält der Leitfaden einen Überblick über die geltenden gesetzlichen Bestimmungen.
Laut der Studie «Verständnis Ladeinfrastruktur 2050» werden bis zum Jahr 2035 2,8 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Schweizer Strassen unterwegs sein. Wie kann diese Herausforderung bewältigt werden?
Im von Jürgen Schulz moderierten Podium erläuterte BFE-Vizedirektor Daniel Büchel, dass die Elektrifizierung der Personenwagen bis 2035 zu einem Bedarf an erneuerbarer Energie von 7.3 TWh führen wird. Er forderte dazu auf, alle Möglichkeiten zu prüfen, um diesen Bedarf zu decken. Gleichzeitig warnte er davor, die Situation zu dramatisieren, da bereits grosse Anstrengungen unternommen würden, um die Produktion von erneuerbaren Energien sicherzustellen.
Nationalrat Jürg Grossen betonte, dass die Technologie bereits verfügbar sei. Die Herausforderung liege eher im Systemmanagement, in der Koordination und Integration sowie in der Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften. Es sei ermutigend, dass bei der Photovoltaik das Ökosystem der Schweiz eine grosse Steigerung der installierten Kapazität ermögliche. Dies werde auch dazu beitragen, die Mobilitätsziele zu erreichen.
Für Michael Frank, Direktor des VSE, könnten diese Ziele sogar noch höher liegen, doch müsse die Infrastruktur intelligent entwickelt werden, indem lange und unklare Entscheidungsprozesse, wie sie beispielsweise bei den Stockwerkeigentümergemeinschaften anzutreffen sind, vermieden werden. Er ist ebenso wie Jürg Grossen überzeugt, dass es die Branche schaffen wird, den in der Studie prognostizierten Bedarf von 2 Millionen privaten Ladestationen zu decken. Es gelte nun anzupacken – «let’s go!».
Die Plattformveranstaltung diente wie immer auch dem Austausch aktueller Informationen aus dem Kreis der massnahmentragenden Organisationen. Hier das Wichtigste in Kürze.
Die Community wächst: Als neue Mitglieder sind die AXA, die EPFL, IKEA und Librec zur Roadmap gestossen. Ihre Engagements zur Förderung der Elektromobilität sind auf der Website unter «Massnahmen» einsehbar.
Stand der Massnahmenumsetzung: 40% der Mitglieder sind unserem Aufruf gefolgt, ihren Massnahmenstand auf der Website zu aktualisieren. Viele haben auch die Gelegenheit genutzt, Fotos oder weiterführende Unterlagen hochzuladen. Alle, die auf das Mail der Geschäftsstelle noch nicht geantwortet haben, laden wir ein, dies in den nächsten Wochen zu tun oder sich zu melden bei info@roadmap-elektromobilitaet.ch.
Pitches: Der Tesla Owners Club Helvetia stellte seine Massnahme vor. In einem weiteren Pitch lud der Verein SEMS zur Seeland Elektromobilitäts-Show vom 26. August 2023 ein.
Leuchtturm Laden im Quartier: Die Arbeitsgruppe hat einen Leitfaden für Gemeinden entwickelt und diesen in eine informelle Vernehmlassung geschickt. Ziel ist, Gemeinden eine Hilfestellung zu bieten, wie sie das Angebot von Lademöglichkeiten in Quartieren verbessern können. Rückmeldungen zum Entwurf sind willkommen.
LadenPunkt: Das BFE hat ein neues Programm lanciert, welches allen eine Hilfestellung bietet, die den Ausbau der öffentlichen und privaten Ladeinfrastruktur vorantreiben möchten. Auf www.laden-punkt.ch finden Akteure Werkzeuge, Grundlagen- und Profiwissen, Hinweise zu Events, Fördermöglichkeiten und Best-Practice-Beispiele. Wer über weitere Informationen, über Förderprogramme und Events auf dem Laufenden gehalten werden will, kann sich für den Newsletter registrieren.
Die deutsche Regierung strebt an, bis 2030 eine Million öffentliche Ladestationen zu installieren und den Verkauf von Elektroautos im selben Zeitraum auf 15 Millionen Einheiten zu steigern. Conrad Hammer, Leiter der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, stellte die deutsche Strategie für das Aufladen von Elektrofahrzeugen vor.
Der Aufbau der Ladeinfrastruktur kommt gemäss Conrad Hammer einem Systemwechsel gleich: Das Laden soll zukünftig dort stattfinden, wo das Fahrzeug ohnehin steht (also in der Regel nicht an der Tankstelle). Zudem muss das Laden nebenbei geschehen können statt wie beim Tanken als Hauptaktivität. Deshalb ist es bei der Planung von Ladestationen entscheidend, dass sie an Orten installiert werden, die für den Nutzer praktisch und angenehm sind.
Neben der Förderung durch den Bund spielen die Städte und Gemeinden beim Ausbau des Ladenetzes eine wesentliche Rolle. Sie schaffen die Leitplanken, die private Investitionen erleichtern oder behindern können. Um die Gemeinden bei der Identifizierung der geeignetsten Standorte für Ladestationen, der Planung der Einführung und der Beschaffung von Finanzmitteln zu unterstützen, hat die Leitstelle eine Broschüre sowie Online-Tools zum Wissensaufbau, zur Flächensuche und zur Bedarfsplanung entwickelt.
Technische Funktionalität allein reicht nicht aus, um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen. Als Psychologe ist Serge Petralito der Überzeugung, dass die User Experience beim Laden ein wichtiges Kriterium für die Akzeptanz von E-Mobilitätssystemen ist.
Dr. Serge Petralito forscht an der Hochschule für angewandte Psychologie der Fachhochschule Nordwestschweiz über die Interaktion zwischen Mensch und Technik. Seiner Meinung nach ist der menschenzentrierte Ansatz für die Gestaltung benutzerfreundlicher und intuitiver Systeme von entscheidender Bedeutung.
Dieses «Human centered design» folgt in der Regel in vier Schritten, die oftmals iterativ durchlaufen werden. Zunächst werden der Kontext und die Bedürfnisse der Nutzer analysiert, gefolgt von einer Definition der Zielgruppen. Danach werden reale oder simulierte Prototypen entwickelt, die schliesslich mittels Tests an Probanden evaluiert werden. Dieses Verfahren kann grundsätzlich auch bei der Entwicklung der Ladeinfrastruktur angewendet werden.
Basierend auf den Ergebnissen der Forschung betont Petralito, wie wichtig es sei, das Vertrauen der Nutzer in die Technologie aufzubauen und zu erhalten. Die Technologie werde akzeptiert, wenn sie dem menschlichen Bedürfnis nach Autonomie entgegenkommt. So müsse auch beim Laden die Bedienung möglichst einfach und der wahrgenommene Nutzen für die Kundinnen und Kunden klar erkennbar sei. Dies sei heute noch nicht immer der Fall, wie er mit einem Praxisbeispiel demonstrierte.
Wie kann man eine Ladeinfrastruktur fördern, die für die Nutzer möglichst einfach zu bedienen ist? Diese Frage versuchten Conrad Hammer, Dr. Serge Petralito, Delphine Morlier und Daniel Neuhaus in einer von Rémy Chrétien moderierten Diskussionsrunde zu beantworten.
Sowohl die beiden vorangehenden Referate wie auch die Online-Umfrage unter den Tagungsteilnehmenden bestätigten, dass den Bedürfnissen der Nutzenden genügend Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, wenn der Aufbau der Ladeinfrastruktur erfolgreich sein soll. Für Delphine Morlier, Leiterin der Sektion Mobilität beim BFE, kommt diese Aufgabe primär den Lösungsanbietern zu. Die Politik kann diesen Aspekt jedoch fördern, indem sie die "Usability" aus politischer Sicht definiert.
Aus Sicht von Conrad Hammer gehören die Verfügbarkeit von Ladepunkten sowie die Zuverlässigkeit der Zugangstools (wie z. B. Apps) zu Faktoren, die die Nutzererfahrung beeinflussen, ebenso wie die Aufenthaltsqualität am Ladeort selbst, der als angenehm und sicher empfunden werden sollte. Daraus lassen sich attraktive Geschäftsmodelle entwickeln, bei denen das Laden als Zusatzleistung zur Kundenbindung beiträgt.
Daniel Neuhaus, CEO von MOVE bestätigt, dass eine Ladestation, welche die Bedürfnisse der Nutzer gut berücksichtigt, für den Betreiber langfristig rentabler ist. Dafür ist es wichtig, die verschiedenen Anwendungsfälle der Nutzer zu berücksichtigen und die Schnittstelle sowohl für den Nutzer als auch für den Lösungsanbieter so einfach wie möglich zu halten. Auch Serge Petralito betont die Bedeutung einer für den Nutzer attraktiven Infrastruktur, die Komfort und Bequemlichkeit bieten sollte.